Pfarreiengemeinschaft Hörnerdörfer
Liebe Kinder, Jugendliche, Schwestern und Brüder!
Wir leben in einer außergewöhnlichen Zeit! Die Corona-Pandemie zeigt, wie hilflos wir Menschen sind, trotz aller medizinisch-technischen Fortschritte. „Kontakt-Sperre“ heißt das Wort der Stunde.
Zum „Abstand halten“ sind wir gezwungen. Räumlich halten wir Abstand. Gedanklich sind wir in diesen schweren Tagen aber mehr denn je verbunden.
Diese außergewöhnlichen Tage sind Tage des Gebets. Papst Franziskus bittet uns alle zu beten, damit die Welt diese Pandemie mit der Hilfe Gottes, mit vernünftigem, verantwortlichem Handeln besiegen kann. Auch unser ernannter Bischof Bertram Maier ruft zum Gebet auf.
Wir leben im Ausnahmezustand. Zurzeit darf ich keinen Gottesdienst mit Ihnen feiern. Jedoch feiere ich jeden Tag eine „Privatmesse“ und im Geiste sind Sie alle mit dabei. Auch die, liturgisch gesehen, außergewöhnlichen Tage, wie den Palmsonntag und die Karwoche, muss ich mit großem Bedauern ohne Sie, meine lieben Pfarrangehörigen, liturgisch begehen. Feiern Sie mit mir im Geiste den Palmsonntag, den Einzug Jesu in Jerusalem. Halten Sie Ihre Palmboschen oder Palmzweige bei sich zu Hause bereit. Sie werden von unserer Pfarrkirche aus gesegnet. Ich bin mir gewiss, dass der Segen Gottes da ist, selbst wenn wir räumlich getrennt sind und nur im Geiste mitfeiern. Auch an Ostern dürfen Sie ihre Osterspeisen und -kerzen bei sich bereitstellen, auch sie werden im Geiste gesegnet.
Palmsonntag ist das Eingangstor zur Heiligen Karwoche. Jesus ist damals mit Hosiannarufen nach Jerusalem eingezogen, um das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern zu feiern und uns die Eucharistie, das größte Zeichen seiner Liebe, zu schenken.
Das Wort „Gründonnerstag“ kommt vom alten deutschen Wort „greinen“ und bedeutet weinen. Der Gründonnerstag ist ein Tag des Weinens, weil Jesus nach der biblischen Überlieferung im Garten Getsemani aus Todesangst geweint hat. Auch heutzutage sind Tage des „Weinens“ und „sich Sorgemachens“. Diese Tage sind Tage der Ängste, der partiellen Ausgangssperre. Die Corona-Pandemie macht viele Menschen traurig. Viele Menschen sind traurig, weil sie zu Hause bleiben müssen, weil sie ihre Kinder und Enkelkinder nicht sehen und besuchen oder von ihnen besucht werden dürfen und können.
Auch ich vermisse sie alle. Ich vermisse einen Gemeindegottesdienst mit Ihnen. Ich vermisse meine Schulkinder und Jugendlichen in der Schule. Ich vermisse meine Pfarrgemeinderäte, meine Kirchenverwaltungsmitglieder und Ehrenamtlichen. Zudem bedaure ich sehr, dass ich keine Taufen, Trauungen und andere Sakramente spenden darf. Termine und Feste, die ich sehr gern mit Ihnen wahrnehme und feiere, muss ich vorübergehend einstellen.
Der Gründonnerstag ist aber auch ein Abend der dienenden Liebe. Jesus wäscht die Füße seiner Jünger und gibt damit uns allen ein Zeichen der dienenden Liebe. Mit der Einsetzung der Eucharistie schenkt er uns sich selbst. Eucharistie ist die selbstschenkende Liebe Gottes an uns Menschen.
Auch gerade in dieser Zeit der Corona Pandemie schenken viele Menschen ihre Zeit und Energie für andere Menschen. Ich denke dabei an alle, die im Pflegebereich tätig sind, Ärzte, Krankenschwestern, Pflegepersonal und Apotheker. Ich denke an die Menschen, die in der Verwaltung tätig sind, an Polizisten, an Soldaten, Feuerwehrleute, an Ordnungsdienste, an Müllwerker, Lieferanten, Fernfahrer, Angestellte im Lebensmittelhandel, in Banken, im öffentlichen Nahverkehr, an viele mehr. Ich denke an Politiker, die unermüdlich tätig sind und wichtige Entscheidungen und Maßnahmen treffen müssen. Sie alle dienen Menschen. Sie schlafen wenig, damit wir ruhig schlafen können. Sie denken wenig an sich, damit wir diese Krise gut überstehen können.
Der Karfreitag des Jahres 2020 sagt uns erneut, dass Jesus, der für uns das Kreuz getragen hat, mit uns unser Kreuz tragen wird. Er lässt uns nicht alleine unser Kreuz tragen, sondern er trägt es mit uns. Mit Jesus wird jedes Kreuz unseres Lebens tragbar und lebbar.
Nach der Grabesruhe am Karsamstag dürfen wir Ostern, das Fest der Auferstehung Jesus, feiern. Vielen ist aber zurzeit zum Feiern nicht zumute. Lasst uns dennoch Ostern feiern. Denn Ostern ist das Fest der Freude. Es ist das Fest der Freude, nicht, weil wir keine Sorgen, keine Ängste, kein Leid mehr haben. Ostern ist das Fest der Freude, weil wir Christen glauben dürfen, dass wir einen auferstandenen Herrn an unserer Seite haben, der uns Leben schenkt, Leben in Fülle schenkt.
Auch der Engel der Ostererzählung im Matthäusevangelium sagt den Frauen, die sehr traurig waren: „Fürchtet euch nicht!“ Ja fürchten wir uns nicht angesichts der Pandemie! Fürchten wir uns nicht angesichts des Leids und der Krankheit, des täglichen Kreuztragens. Denn wir feiern an Ostern einen Gott, der von den Toten auferstanden ist. Wir haben einen Gott, der uns Engel schickt, um uns zu ermutigen, zu trösten. Auch in diesen Tagen der Pandemie schickt Gott uns Engel in Gestalt von Menschen, die uns sagen: "Fürchtet euch nicht! Wir werden diese Krise besiegen, gemeinsam mit Gottes- und Menschenhilfe."
Jedes Jahr beginnt die Feier der Osternacht mit dem Entzünden des Lichts. Lasst uns auch heuer, in dieser außergewöhnlichen Zeit, Licht entzünden, Licht der Freude und Hoffnung, Licht der Auferstehung. Ein asiatisches Sprichwort lautet: Es ist besser ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen. Oder vielleicht auch eine deutsche Variante: Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Ostern 2020: Ich wünsche uns allen, dass sich der österliche Geist, die österliche Freude in unseren Familien, Gemeinden, Dörfern und Städten, besonders auch in den Kirchen sichtbar und spürbar macht, dass wir alle Mut haben, aufzustehen, - also den Aufstand zu wagen, gegen alles Einengende, Ängstliche und Krankmachende. Werfen wir alle unsere Sorge auf ihn, unseren auferstandenen Herrn, denn er kümmert sich um uns! (1. Petrus 5.7)
Wenden wir uns dem Licht des Auferstanden zu und rufen es hinaus:
„Ja, Jesus ist wahrlich auferstanden. Halleluja!“
Mit österlichem Gruß
P. Joshy Palakunnel O. Praem.,
Pfarrer