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Sankt Verena in Fischen

Pfarrkirche St. Verena Fischen
St. Verena

Wie die 907 überlieferte Zugehörigkeit der Pfarrei Fischen zu St. Gallen, weist auch das bereits im Mittelalter bestehende Patrozinium der Hl. Verena auf Wurzeln im Schweizer Raum. Die Geschichte der Ägypterin im Gefolge der Thebäischen Legion, die 344 in Zurzach/Oberrhein, nordwestlich von Zürich, als Eremitin und Wohltäterin der Armen starb, wurde um 900 von dem St. Gallener Mönch Notker Balbulus niedergeschrieben, ihre Verehrung gewann im 10. Jh. rasch an Bedeutung.

Die Pfarrei Fischen, die älteste überlieferte, bis 1391 auch einzige Pfarrei des ehem. Bistums Konstanz im oberen Illertal, umfasste im Mittelalter ein weit größeres Einzugsgebiet als heute. Die allzu große Entfernung Fischens von seinen Filialen bedingte 1341 eine erste Abspaltung von Ober-maiselstein, der später noch eine Loslösung des Kleinen Walsertales mit Mittelberg und Hirschegg (1391), und der Orte Tiefenbach (bis 1499) und Ofterschwang folgte.

Wenn auch die Pfarrkirche verglichen mit der benachbarten Frauenkapelle architektonisch nicht über das Schema einer einfachen Dorfkirche hinaus geht, so lohnt doch die Ausstattung den Besuch. Die Mondsichelmadonna des Hans Scham und die Apostel Melchior Eberhards sind einer längeren Betrachtung durchaus wert, wie auch die Skulpturen Benedikt Erhardts und der Hauptaltar nicht zu gering eingeschätzt werden sollten. Die Renovierung der siebziger Jahre schuf einen Raum mit reicher, aber nicht überladen wirkender Dekoration, wobei die Veränderung der Altäre, vor allem aber die neue Westempore mit der Orgel, als Gewinn angesehen werden kann.

 

Baugeschichte

1126 ist uns ein Weihedatum für die Fischinger Pfarrkirche St. Verena überliefert, das jedoch nicht völlig gesichert ist. Der heutige Bau geht auf einen späteren Bau aus der Mitte des 15. Jhs zurück, auf dessen Entstehungszeit Ablassbriefe von 1453 und 1474 hinweisen. 1677 wird eine Verlängerung nach Westen um zwölf Schuh, etwa 3,5 Meter, notwendig. Ein Brand 1685 zerstörte den Chorraum mit dem Hochaltar, die Erneuerung 1699 führte zu einer Erhöhung des Chores um acht Fuß und zum Einbau von drei Fenstern in der nördlichen Langhauswand. Ebenso wurden 1752/53 neue Fenster eingebaut. 1827/28 erfolgte eine umfassende Veränderung durch den Maurermeister Joseph Zick aus Immenstadt und den Thalkirchdorfer Zimmermann Karl Böck, die unter einem neuen Dachstuhl eine Putztonne sowie eine zweite Empore für die Orgel einzogen. Die letzte größere Renovierung 1975/76 veränderte das Raumbild wiederum entscheidend durch eine erneute Verlängerung des Langhauses um etwa sechs Meter nach Westen, wobei auch die Westempore neu gestaltet und die obere Empore entfernt wurde.

 

Der Außenbau

Die Pfarrkirche St. Verena wirkt durch den spätgotischen Spitzhelm ihres Turmes, der wie ein spitzer Finger weit über den Bau hinausragt, schon von weitem. Sie bildet zusammen mit der benachbarten Frauenkapelle, eingebettet in den Friedhof, ein malerisches Kirchenensemble, dessen schönste Ansicht wohl die von Osten sein dürfte.

 

An das schlichte Langhaus fügt sich im Osten ein eingezogener, dreiseitig schließender Chor an. Dieser wird eingefasst von dem nördlich flankierenden, quadratischen Turm und der 1945/46 aufgestockten Sakristei mit eigenem Treppentürmchen im Süden. Die letzte Langhauserweiterung macht sich am Baukörper nur durch dessen außergewöhnliche Länge bemerkbar, fügt sich aber sonst dem vorgegebenen Bau ein. Der Zugang zur Kirche erfolgt durch einen Portalvorbau an der Südseite, der gleichzeitig als optische Untergliederung der schlichten Südwand mit ihren Rundbogenfenstern dient. Hier wie an der Sakristei finden sich moderne Kupfertüren des Kemptener Bildhauers Hans Wachter von 1975 und 1978. Vom gleichen Künstler ist auch die ganzfigurige heilige Verena (1976) aus Betonguss im Giebel der heute geschlossen wirkenden Westfront.

 

Innenraum

Bei der letzten Restaurierung und Erweiterung bemühte man sich um den Erhalt des Bauzustandes von 1827/28. So findet sich der Besucher beim Betreten des Gotteshauses in einem auffallend längsgestreckten Saalraum mit flacher, über einem Gesims ansetzender Putztonne wieder. Die großzügig umgestaltete, an der Brüstung den architektonischen Vorgaben angepasste Empore mit seitlichen Treppenläufen greift weit in das Langhaus aus, und wird, fast wie schwebend, nur von zwei dünnen Marmorsäulen gestützt.

An den durch die Empore bestimmten, zwei Fensterachsen tiefen Westteil, fügt sich nahtlos das breit gelagerte Langhaus, das durch je vier schlichte Rundbogenfenster gleichmäßig hell belichtet wird. Ein korbbogiger Chorbogen lenkt den Blick weiter in den um drei Stufen erhöhten Chorraum. Dieser, nur durch zwei Fenster in den abgeschrägten Seiten des Chorschlusses belichtet, wirkt im Verhältnis zum Langhaus etwas dunkler, sein Altar bleibt im Schatten. Die flache Decke, ein Werk des Fischinger Schreinermeisters Johann Klaus von 1891 ist niedriger und wird durch variierte Kassettenfelder gegliedert.

Aktuelles

Im Zusammenhang mit Arbeiten am Glockenstuhl (2015) wurden Schwingungsmessungen durchgeführt und statische Untersuchungen am Dachstuhl des Langhauses vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Holzkonstruktion aus dem Jahr 1828 altersbedingte Mängel aufweist. Die Kostenberechnungen für diese Maßnahme, ohne die dadurch notwendige Innensanierung, beläuft sich auf ca. 280.000 €. Die Finanzierung ist bis heute noch nicht gesichert - sie wird ein breit gestreutes Engagement erfordern.

Den Kirchenbesuchern wird sicher aufgefallen sein, dass die Bank- und Kniepolster, die seit über 40 Jahren ihren Dienst getan haben, erneuert wurden.

Frauenkapelle

Die Wallfahrtskapelle »Unser Lieben Frau von den sieben Schmerzen« zeichnet sich durch einen ganz besonderen kunsthistorischen Rang aus und weist schon durch die für eine Kapelle ungewöhnliche Größe auf ihre Bedeutung hin, die sie durch ihr Gnadenbild und die Wallfahrt erlangt hat.

Dem Besucher der Frauenkapelle wird sogleich die Verbindung von Zentralbau und längsgerichtetem Langhaus auffallen. Außen, im Zusammenspiel mit dem Spitzhelm der Pfarrkirche, stellt das Turmoktogon mit der gerundeten Haube ebenso eine Besonderheit dar, wie auch im Inneren. Die hier erstmals an einer Dorfkirche, richtiger gesagt einer Kapelle, angewendete Form eines Zentralbaues zeigt viel reiner den Geist der frühen Vorarlberger Bauten als die von Michael Beer erbaute Kemptener Lorenzkirche. Der kleine Bau erweist sich als Zeuge der nach der Stagnation des Dreißigjährigen Krieges wiedererwachenden Baukunst, der in seiner Gestalt und Lichtführung nicht ohne Wirkung auf den Besucher bleibt. Doch auch die Ausstattung – die Werke der Barockzeit gleichermaßen wie die Zeugnisse der ausgehenden Gotik – räumen der Kapelle einen Rang ein, der über eine nur regionale Bedeutung hinausgeht. Vor allem das ergreifende Gnadenbild und seine Darstellung in den zahlreichen Votivtafeln, auch die Fünfzahl der Altäre, die den hohen Anspruch der Kirche unterstreichen, lassen die Frauenkapelle zu einem Heiligtum, einem Ort stiller Zwiesprache mit Gott und der Gottesmutter werden.

Baugeschichte

Bereits Anfang des 16. Jhs bestand an gleicher Stelle ein Vorgängerbau, von dem nur wenige Ausstattungsstücke in den Neubau des 17. Jhs übernommen wurden. Mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges plante man zum Gedenken an den langersehnten Friedensschluss von 1648 einen Kapellenneubau, der auch durch eine Blüte der Wallfahrt zur schmerzhaften Mutter Gottes dringend erforderlich wurde. Spenden der Fischinger Familie Herz

Frauenkapelle

sowie der St. Verena -Kirchenstiftung, ganz besonders aber die Unterstützung durch den Landesherren, Graf Hugo von Königsegg-Rotenfels, ließen zwischen 1664/67 einen Neubau entstehen, dessen Weihe am 10. Mai 1670 durch den Konstanzer Weihbischof Georg Sigismund vorgenommen wurde.

 

Als Baumeister wird in den Quellen der in Au im Bregenzerwald/Vorarlberg ansässige Begründer der dortigen Bauzunft, Michael Beer, überliefert. Er findet sich seit 1650 als Architekt zahlreicher Bauten im süddeutschen Raum, wobei unter seinen Kirchen die Kemptener Stiftskirche St. Lorenz herausragt. Auf der Rückreise von seinem letzten Bau, dem Jesuitenkloster in Ebersberg, verunglückte er am 30. Mai 1666 tödlich bei der Überquerung der Bregenzer Ache.

 

Seit ihrer Erbauung wurde die Kapelle mehrmals außen und im Inneren erneuert. Eine optische Veränderung ergab sich 1985/86, als an den Außenwänden ein neuer Verputz angebracht und das Ziegeldach mit der Kuppel in Kupfer eingedeckt wurde. Im linken Arm des Kuppelbereiches ist seit dieser Zeit eine Orgel mit zwei Manualen und sieben Registern aufgestellt. Es ist das letzte Werk des Orgelbaumeisters Alfons Zeilhuber aus Altstädten (+1986).

Die Kapellen der Pfarrei Fischen

Mit einem Doppelklick können Sie die einzelnen Kapellen vergrößern. Weiter unten finden Sie die weitere Informationen zu den einzelenen Kapellen.

Kapellen der Pfarrei Fischen

Filialkapellen

Architektonisch reihen sich die Filialkapellen in die große Zahl der kleinen Dorfkapellen des Oberallgäus ein. Die Ausstattung, die als Ausdruck tiefer Volksfrömmigkeit gesehen werden sollte, birgt einige Kostbarkeiten. Auch die schöne Umgebung, die wie selbstverständlich zum Wandern einlädt, dazu die reizvolle Lage der Kapellenbauten, machen einen Besuch lohnend.

Bolsterlang

Die den Hl. Maria Magdalena und Ottilia geweihte Kapelle am Nordrand über dem Ort, ein Bau des späten 15. Jhs oder Anfang des 16. Jhs, wurde bis heute vielfach umgestaltet. Aus der Zeit um 1480/90 stammen die im Altar und Chorraum aufgestellten fünf Figuren, die wohl aus der Werkstatt des Meisters des Imberger Altares kommen. Im barocken Altaraufbau von etwa 1700 finden sich in der mittleren Nische eine gekrönte Muttergottes mit Kind, links die Hl. Ottilia mit ihrem Augenpaar auf einem Buch, rechts Maria Magdalena mit dem Salbgefäß. An der Chorwand stehen der Hl. Johannes der Täufer, gegenüber die Hl. Agatha mit der Kerze. An das noch im 19. Jh. bestehende ehemalige Patrozinium des Hl. Johannes Baptist erinnert das kleine Bild im Altaraufsatz von Franz Speiser, 1870 gemalt. Die einstmals bestehende Wallfahrt zur Hl. Ottilia, der Patronin der Augenkranken und Blinden, wird durch Votivbilder ab dem 17. Jh. belegt. Einige davon, wie auch der Kreuzweg, sind wiederum Werke Speisers.

Dietrichs

Die Marienkapelle in Dietrichs entstand im späten 18. Jahrhundert. Der Altar aus der Zeit um 1720/30 zeigt eine Maria-Hilf-Darstellung nach dem Vorbild des Innsbrucker Gnadenbildes. An der Wand hängt die Kopie einer Madonna von Raffael auf Papier aus dem 19. Jh. Die Kreuzwegstationen sind Hinterglasarbeiten des 20. Jahrhunderts.

Kierwang

Die Marienkapelle aus dem späten 17. Jh. birgt einen schönen Barockaltar, deren ehemalige Figurengruppe der Marienkrönung gestohlen wurde. Ersetzt wurde diese Gruppe durch eine Madonna mit Kind, auf einer Mondsichel stehend.

Langenwang

Während der Ort bereits 995 genannt wird, stammt seine heutige Kapelle St. Antonius erst aus dem frühen 18. Jahrhundert. An den gotischen Chor wurde 1721 ein erweitertes Langhaus angesetzt. Der Altar von etwa 1720 enthält ein Gemälde des Hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind von Johann Herz aus Fischen, 1721, 1863 durch Franz Speiser überarbeitet. Im Auszug der Hl. Joseph mit Lilien, ebenfalls von Speiser. Die Seitenfiguren des späten 18. Jhs. geben den Jesuitenheiligen Franz Xaver sowie den Hl. Wendelin wieder. Seitlich im Chorraum stehen die Skulpturen des Johann Nepomuk, um 1720, und ein Erbärmdechristus von 1940. Im Langhaus neben dem Chorbogen sind die Figuren der gekrönten Muttergottes mit Kind, um 1450/60, und eine Anna Selbdritt, um 1600, aufgestellt. Die Marienfigur gilt als Werkstattarbeit des Meisters der Fischinger Pietá und befand sich früher auf dem gotischen Hochaltar der Pfarrkirche Fischen.

 

Maderhalm

Die kleine Marienkapelle, mitten im Ort gelegen, wurde 1681 errichtet und 1880 innen verändert; der Altar mit einem Bild der Schmerzensmutter, darüber dem Hl. Joseph, entstand laut seiner Inschrift 1690.

Obermühlegg

Die zierliche Kapelle St. Anna ist ein Bau des späten 18.Jahrhunderts, ihr Altar ist 1683 datiert.

Sonderdorf

Die inmitten des Ortes liegende Kapelle des Hl. Magnus brannte nach einem Blitzschlag 1719 vollständig ab und wurde in der Folgezeit neu aufgebaut. Der Altar enthält noch Skulpturen aus der Entstehungszeit: die Hl. Verena, rechts die Hl. Agatha mit dem Feuerscheit, sowie zwei Engelsfiguren oben. Von der Restaurierung durch Franz Speiser 1861 stammen das Altarbild des Hl. Magnus und der Aufsatz einer in den Wolken sitzende Muttergottes mit dem stehenden Jesuskind. Seitlich an den Wänden sieht man Skulpturen der Hll. Johannes Nepomuk und Sebastian. Letzterer, eine spätgotische Arbeit um 1450/60 aus der Werkstatt des Meisters des Fischinger Vesperbildes, dürfte zusammen mit der Langenwanger Madonna entstanden sein.

Untermühlegg

Die herrlich gelegene Kapelle St. Wendelin und St. Anna geht auf einen 1445 geweihten gotischen Bau zurück, eine Stiftung des Grafen Hugo von Montfort. Nach 1649 barock umgebaut, wurde er 1706 nach Westen verlängert. Der Hauptaltar von 1684 von dem Immenstädter Matthias Roth, mit den Allianzwappen des Grafen von Königsegg und seiner Frau, erinnert stark an den Hauptaltar der Fischinger Frauenkapelle. Er zeigt eine qualitätvolle Holzfigur der Maria Immaculata im Strahlenkranz zwischen den Hll. Wendelin und Joachim, in der Bekrönung Anna Selbdritt, darüber der Erzengel Michael als Seelenwäger zwischen Engeln. Die beiden Seitenaltäre aus der Zeit um 1710 stammen von Joseph Herz; im Aufsatz sieht man wiederum Skulpturen der hl. Verena und des hl. Wendelin. Votivbilder belegen die im 17./18. Jahrhundert rege betriebene Wallfahrt zu dem Bauernpatron Wendelin (20. Oktober), die auch die Größe der Kapelle erklärbar macht. Die Kreuzwegstationen stammen von Franz Speiser, 1872.

Wegkapelle »Beim Bild«

Auf dem halben Weg zwischen Kierwang und Sigiswang steht die kleine Wegkapelle, vielleicht schon um 1706 erbaut, zum Gedächtnis der hier 1861 vom Blitz erschlagenen Bäuerin Ottilia Natterer. Das Altarbild, eine Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit, ist auch ein Werk Franz Speisers von 1872.

Weiler

Die der Heiligen Familie errichtete Kapelle ist ein vollständiger Neubau von 1892 mit neugotischer Ausstattung.

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